Informatives zur Angorawolle von Helene Opitz-Hess

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Birgit

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mit den Häkelnadeln
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Archiv-Redaktionsbeitrag 2001/2002
Edle seidige Fell-Optik, angenehm leicht zu tragen, bester Kälte-Schutz, das sind die Eigenschaften, die Kenner des Angora-Garnes schätzen.

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Angora-Strickgarn wird aus den feinen und leichten Haaren vom Fell des Angora-Kaninchens hergestellt. Langstapelige Qualitäten können zur flauschigen weichen Angora-Handarbeitswolle versponnen werden. Aus ihr lassen sich wunderbar leichte, warme, wunderschöne, sehr hochwertige Handarbeiten fertigen.
Welche besonderen Eigenschaften hat Angora ? Überall dort, wo Pflanzen und Tiere extremen Temperatur-Schwankungen ausgesetzt sind, hat die Natur sie mit einer schützenden Hülle aus Flaum, Wolle oder Federn ausgestattet. Zum einen wirkt dieser Schutz gegen Wärmeverlust von innen, zum anderen gegen Kälte und auch Hitze von außen. Das Resultat ist ein gemäßigtes Haut Oberflächenklima, weder zu warm, noch zu kalt, denn beide Extreme sind ungesund.

Das Angora-Rohmaterial wird, ähnlich wie beim Schaf, immer wieder vom Kaninchen geschoren. Das Haar des Angorakaninchens ist mit Luftkammern durchsetzt, was dem Prinzip einer doppelwandigen Bauweise entspricht, wobei die Luftkammern als ausgleichende Schleusen für Feuchtigkeit (Körpertranspiration) und Luftaustausch aktiv sind. Die Hohlraum-Doppelwand-Konstruktion verleiht dem feinen Angorahaar zudem seine außerordentliche Elastizität. Es ist so aufgebaut, dass es mühelos Feuchtigkeit aufnehmen und diese über ein perfektes Kapillarsystem nach außen weiterleiten kann, ohne sich dabei nass und kalt anzufühlen. Wird Angora zum textilen Stoff verarbeitet, so multipliziert sich der einzelne Haareffekt und bildet ein komplettes Klimasystem. Produkte aus Angora tragen sich wunderbar leicht und angenehm.

Für handgestrickte Pullover und Westen sollten nur hochwertige Angora-Qualitäten mit mindestens 70 Prozent Angora-Anteil verwendet werden. Angora-Garn verstrickt man superschnell glatt rechts. Schon beim Stricken bildet sich die weiche seidige Felloptik. Für einen Pullover in Größe 40 mit langem Arm und einfachem Kragen benötigt man 300 bis 400 Gramm. Auffallende Applikationen, gefertigt aus bunten Seidenstoffen, glitzerndem Strass oder Pailletten verwandeln die kostbare Handarbeit in ein einzigartiges Kunstwerk.

Aus dem örtlichen Fachhandel für Handarbeitsartikel ist Angora-Strickgarn fast vollständig verschwunden. Selbst anstelle von Mohair-Garnen werden heute Flauschgarne aus synthetischen Fasern angeboten, um das lästige Fusseln zu umgehen. Das Fusseln von Angora-Strickteilen lässt sich nicht ganz vermeiden. Neu hergestellte Teile fusseln erst mal stärker, weil sich Haare beim Stricken gelöst haben. Das Angora-Haar springt beim Tragen durch die Körperwärme und die Bewegung am stärksten auf, es entwickelt sich der angenehme Flausch, und damit das wärmende Luftpolster. Kurze und nicht fest eingesponnene Haare lösen sich dabei aus dem Garn, das Teil fusselt. Die beste Methode ist daher, das Teil häufig zu tragen, am besten direkt auf der Haut oder über Wäsche aus Seide.

Das Fusseln sollte rasch nachlassen, wenn gutes Rohmaterial verwendet wurde. Am wenigsten fusseln Teile, wenn sehr lange, eher krause Haare versponnen wurden. Dieses Material kommt meistens von Züchtern, die vor allem Kaninchenrassen mit krausen Haaren züchten. Sie scheren diese nicht sondern kämmen die überreifen, dann eben auch sehr langen Haare, regelmäßig aus.

Durch sorgfältiges und festes Verspinnen der Rohwolle werden die einzelnen Haare möglichst fest im Faden verankert und lösen sich nicht so schnell. Schonendes, eher festes Verstricken des Garns bindet die einzelnen Fasern zusätzlich gut ein. Wurde Material aus der Schur von Angora-Kaninchen verwendet, hält das Fusseln solange an, bis sich die kurzen Haare alle gelöst haben und nur die längeren übrig bleiben.

Zum Artikelfoto: Hingucker bei festlichen Anlässen. Kurzes, knappes Bolero-Jäckchen aus kuschelweicher Angorawolle, glatt rechtsgestrickt, mit goldfarbenem oder silberfarbenem Effektgarn bestickt und umhäkelt.

Links zum Thema:

http://www.angorastueble.de/
 
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